Donnerstag,   29. Juni 2023, 20:00 Uhr  

Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger, Universität Freiburg

Sollen parodontal erkrankte Zähne erhalten oder mit der Perspektive einer anschließenden Implantatversorgung extrahiert werden? Diese Entscheidung beeinflusst unter anderem Kaufähigkeit, Lebenszufriedenheit, finanzielle als auch zeitliche Aufwendungen und beinhaltet ggf. auch Risiken für zukünftige Komplikationen. Dementsprechend muss sie gut, evidenzbasiert und gemeinsam mit den betreffenden Patient*innen getroffen werden. Der Vortrag beleuchtet die komplexen Abwägungen, die der Entscheidungsfindung zugrunde liegen und gibt klare Empfehlungen. In der Parodontologie stehen gute und erfolgversprechende Therapiekonzepte zur Verfügung, die in vielen Fällen den Erhalt von primär kritisch eingestuften Zähnen auch über einen längeren Zeitraum möglich machen. Implantate sind bei ausreichendem Knochenangebot eine gute Behandlungsoption für den Ersatz fehlender Zähne, zeigen aber bei Parodontitispatienten im Gegensatz zu parodontal Gesunden ein häufigeres Auftreten von Periimplantitis. Nach wie vor gibt es für die Periimplantitis kein entsprechendes Therapieregime, das das Wiederauftreten periimplantärer Erkrankungen dauerhaft und voraussagbar verhindern kann.

Entsprechend der dargestellten Faktoren wird deutlich, dass die Abwägung zwischen dem Versuch des Zahnerhalts und der Alternative Extraktion/Implantation vor allem beim ersten Patientenkontakt immer zugunsten des Zahnerhalts entschieden werden sollte. Eine frühe Extraktionsplanung (vor allem unter alleiniger Betrachtung des Röntgenbildes) ist obsolet, denn die Erhaltbarkeit von parodontal kompromittierten Zähnen zeigt sich erst im Laufe der Parodontitistherapie. Vor allem die Einbindung der Patient*innnen in eine systematische und anschließend unterstützende Parodontitistherapie verbessert sowohl relevant die Prognose von parodontal kompromittierten Zähnen als auch die von eventuell später inserierten Implantaten.

Frau Prof. Dr. Ratka-Krüger hat ihr Studium der Zahnheilkunde an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main abgeschlossen. Sie war zunächst wissenschaftliche Mitarbeiterin, danach Oberärztin der Poliklinik für Parodontologie am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Carolinum) Frankfurt. Seit 1993 erster Spezialist für Parodontologie der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO). 1997 Habilitation und seit 2004 Apl. Professur. Seit 2007 Leitung der Sektion Parodontologie in der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Universitätsklinikums Freiburg. Seit 2006 Studiengangsleiterin des Master Parodontologie & Implantattherapie. Seit 2010 Erasmus Beauftragte der Zahnklinik Freiburg. Zertifikat Hochschuldidaktik des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. Excellence in Dental Education Award der Association for Dental Education in Europe (ADEE). Seit 2019 Deutscher Preis für Dentalhygiene der Gesellschaft für präventive Zahnheilkunde e.V.

Ort: Institut für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité Berlin, Aßmannshauser Str. 4-6, 14197 Berlin, Hörsaal 3.

Info: Für BG PARO-Mitglieder ist der Eintritt frei, Nichtmitglieder können gegen einen Unkostenbeitrag von derzeit 20,- € ebenfalls an diesen Veranstaltungen teilnehmen. In der Regel werden für den Besuch eines Vortrags zwei Fortbildungspunkte nach den Richtlinien der Bundeszahnärztekammer vergeben. Wenn Sie selber eine Vortragsthema vorschlagen möchten, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.


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