Vorträge 2023

Sollen parodontal erkrankte Zähne erhalten oder mit der Perspektive einer anschließenden Implantatversorgung extrahiert werden? Diese Entscheidung beeinflusst unter anderem Kaufähigkeit, Lebenszufriedenheit, finanzielle als auch zeitliche Aufwendungen und beinhaltet ggf. auch Risiken für zukünftige Komplikationen. Dementsprechend muss sie gut, evidenzbasiert und gemeinsam mit den betreffenden Patient*innen getroffen werden. Der Vortrag beleuchtet die komplexen Abwägungen, die der Entscheidungsfindung zugrunde liegen und gibt klare Empfehlungen. In der Parodontologie stehen gute und erfolgversprechende Therapiekonzepte zur Verfügung, die in vielen Fällen den Erhalt von primär kritisch eingestuften Zähnen auch über einen längeren Zeitraum möglich machen. Implantate sind bei ausreichendem Knochenangebot eine gute Behandlungsoption für den Ersatz fehlender Zähne, zeigen aber bei Parodontitispatienten im Gegensatz zu parodontal Gesunden ein häufigeres Auftreten von Periimplantitis. Nach wie vor gibt es für die Periimplantitis kein entsprechendes Therapieregime, das das Wiederauftreten periimplantärer Erkrankungen dauerhaft und voraussagbar verhindern kann.                                                                                                                                                                      
Entsprechend der dargestellten Faktoren wird deutlich, dass die Abwägung zwischen dem Versuch des Zahnerhalts und der Alternative Extraktion/Implantation vor allem beim ersten Patientenkontakt immer zugunsten des Zahnerhalts entschieden werden sollte. Eine frühe Extraktionsplanung (vor allem unter alleiniger Betrachtung des Röntgenbildes) ist obsolet, denn die Erhaltbarkeit von parodontal kompromittierten Zähnen zeigt sich erst im Laufe der Parodontitistherapie. Vor allem die Einbindung der Patient*innnen in eine systematische und anschließend unterstützende Parodontitistherapie verbessert sowohl relevant die Prognose von parodontal kompromittierten Zähnen als auch die von eventuell später inserierten Implantaten.

Frau Prof. Dr. Ratka-Krüger hat ihr Studium der Zahnheilkunde an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main abgeschlossen. Sie war zunächst wissenschaftliche Mitarbeiterin, danach Oberärztin der Poliklinik für Parodontologie am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Carolinum) Frankfurt. Seit 1993 erster Spezialist für Parodontologie der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO). 1997 Habilitation und seit 2004 Apl. Professur. Seit 2007 Leitung der Sektion Parodontologie in der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Universitätsklinikums Freiburg. Seit 2006 Studiengangsleiterin des Master Parodontologie & Implantattherapie. Seit 2010 Erasmus Beauftragte der Zahnklinik Freiburg. Zertifikat Hochschuldidaktik des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. Excellence in Dental Education Award der Association for Dental Education in Europe (ADEE). Seit 2019 Deutscher Preis für Dentalhygiene der Gesellschaft für präventive Zahnheilkunde e.V.

Information für die Teilnehmer*innen: Für BG PARO-Mitglieder ist der Eintritt frei, Nichtmitglieder können gegen einen Unkostenbeitrag von derzeit 20,- € ebenfalls an diesen Veranstaltungen teilnehmen. In der Regel werden für den Besuch eines Vortrags zwei Fortbildungspunkte nach den Richtlinien der Bundeszahnärztekammer vergeben. Wenn Sie selber ein Vortragsthema vorschlagen möchten, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.


Fortschritte in kulturunabhängigen DNA-Sequenziertechniken ermöglichten erstmalig die Erfassung sämtlicher Mikroorgansimen, welche in komplexen Lebensgemeinschaften die Mundhöhle besiedeln. Es zeigte sich, dass sich vom Vorkommen einzelner Arten nicht auf einen kausalen Zusammenhang zur Parodontitis schließen lässt. Stattdessen gewinnen aktuell zwei Erklärungsmodelle zur Pathogenese der Parodontitis an Bedeutung, welche eine Kausalität aus dem komplexen Zusammenwirken des Mikrobioms, von Umweltfaktoren und der genetischen Prädisposition der Patienten herleiten. Diese verdeutlichen, wie die Parodontitis zum einen aus einer mikrobiellen Dysbiose und davon unabhängig auch aus den Wechselwirkungen oraler Plaque mit einer genetischen Prädisposition der Patienten entstehen kann. Die Funktion der Gene mit bei Patienten häufig zu findenden genetischen Risikovarianten weist dabei vor allem auf die Bedeutung der Wundheilung für die Ätiologie der Parodontitis hin.
In diesem Vortrag soll ein Überblick über die Dynamik der komplexen Lebensgemeinschaften der Mundhöhle gegeben werden, die von Größe und Charakteristik der Habitate innerhalb der Mundhöhle abhängig sind und von der Ernährung mitgeprägt werden. Gleichzeitig sollen die Herausforderungen, welche orale Plaque an die Mundgesundheit stellt in einen Zusammenhang zu den Funktionen der wichtigsten „Risikogene“ der Parodontitis gebracht werden und die Bedeutung diskutiert werden, welche diese Erkenntnisse für das Verständnis der Pathogenese der Parodontitis haben.

In der unterstützenden parodontalen Therapie (UPT) steht bei vielen Parodontien die Biofilmzerstörung im Vordergrund. Daher sollte in der UPT minimalinvasiven und patientenfreundlichen Verfahren des Biofilmmanagements der Vorzug gegeben werden. In den letzten Jahren richtete sich das wissenschaftliche Interesse auf die klinische Erprobung von Pulver-Wasserstrahl-Geräten und geeigneten Pulvern für die supra- und subgingivale Anwendung. Das Wirkprinzip dieser Systeme vereint durch Druckluft ein pulverförmiges Medium mit Wasser, welches auf die Zahnoberfläche gestrahlt wird. Erste Varianten konnten sich allerdings für die subgingivale Instrumentierung bisher, - wohl aufgrund des hohen Schädigungspotentials - nicht durchsetzen. Neuere Konzepte erlauben bei sehr kleinen Körnergrößen die subgingivale Instrumentierung ohne eine relevante Schädigung der Zahnoberfläche oder der Gingiva hervorzurufen. Demzufolge besteht jetzt die Möglichkeit, je nach Indikation und gewünschter oder zulässiger Abrasivität, zwischen verschiedenen Pulvern zu wählen. Wissenschaftliche Übersichtsarbeiten zeigen zudem, dass bestimmte Pulverwasserstrahlgemische sehr gut von den Patienten angenommen werden.
Information für die Teilnehmer*innen: Für BG PARO-Mitglieder ist der Eintritt frei, Nichtmitglieder können gegen einen Unkostenbeitrag von derzeit 20,- € ebenfalls an diesen Veranstaltungen teilnehmen. In der Regel werden für den Besuch eines Vortrags zwei Fortbildungspunkte nach den Richtlinien der Bundeszahnärztekammer vergeben. Wenn Sie selber ein Vortragsthema vorschlagen möchten, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.